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Ausstellung: Der Weg der Sinti und Roma

Zwischen 1933 und 1945 wurden insgesamt rund 500.000 Sinti und Roma im Nationalsozialismus ermordet. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus am 08. Mai 1945 wurden die Vorurteile über die als Zigeuner bezeichneten Roma-Stämme, die vermutlich aus dem indischen Subkontinent stammen vor ca. 700 Jahren nach Europa einwanderten, aber stets eine mehr oder minder stark unterdrückte Minderheit bildeten, keineswegs abgebaut. Als kriminell und arbeitsscheu verschrien, war ihr Opferstatus lange Zeit umstritten und erst in jüngster Zeit werden sie als ‚gleichwertige‘ Opfer des Nationalsozialismus anerkannt. Von ihrer Geschichte und ihrem Kampf um Anerkennung erzählt diese Ausstellung. 

Zwischen dem 07.05.2018 und dem 14.05.2018 war eine kleine Ausstellung aus knapp drei Dutzend bedruckten Roll-Ups in der TU Darmstadt zu sehen. Im Foyer eines neu eröffneten Hörsaals im alten Hauptgebäude wurden sie aufgestellt und stand den Interessierten quasi rund um die Uhr – vermutlich wurde das Foyer nachts abgeschlossen, aber zumindest zu den üblichen Vorlesungszeiten war die Ausstellung barrierefrei zugänglich – zur Verfügung. Die Ausstellung existiert in der Form seit 2015 und wandert immer mal wieder durch verschiedene Schulen und auch auf dem Hessentag war sie schon zu sehen. 2017 wurde sie um einige weitere Roll-Ups ergänzt. Dabei zeichnet die Ausstellung den Weg der Sinti und Roma von den Anfängen im indischen Kontinent bis zur Verfolgung im Nationalsozialismus und den weiteren – langen – Weg zur Anerkennung als Opfer desselben nach.

Ich bin mir etwas unsicher, was ich von dieser Ausstellung halten soll. Die Ausstellung erzählt von den gängigen Klischees über Sinti und Roma, betont, dass diese nicht zutreffen und zeigt auf, dass sie heutzutage noch in den Köpfen der Menschen existent sind. Aus der Kognitionspsychologie wissen wir allerdings, dass das Wort „nicht“ so abstrakt ist, dass es kaum auftritt. Die einzelnen Roll-Ups nennen beispielsweise ein Vorurteil „Räuber und Arbeitsscheue?“ als Titel und beschreiben dann kleiner, dass es eben nicht so ist, psychologisch gesehen, bleibt dabei jedoch nur diese Überschrift hängen und reproduziert diese Vorurteile. Die Ausstellung versäumte es meiner Ansicht nach, den Vorurteilen ein neues Bild von Sinti und Roma entgegenzusetzen und aufzuzeigen, wie Sinti und Roma heute in Deutschland leben und wie integriert sie sind. Der gute Dreischritt, den die einzelnen Banner hätten gehen sollen, wäre meiner Meinung nach gewesen: „Was ist das Vorurteil? Warum stimmt es nicht? Wie ist es wirklich?“.

Dazu kommt, dass die Ausstellung auch sprachlich meiner Ansicht nach etwas zweifelhaft ist. Die Ausstellung kam durch ein Projekt des Instituts für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik zu uns an die Uni. Zeitgleich findet auch eine kleine Ringvorlesung zur Antiziganismusforschung statt. Und dafür, dass wir uns ja als Institution der Wissenschaft brüsten wollen, ist die Ausstellung in weiten Teilen ziemlich polemisch und journalistisch, insgesamt wenig wissenschaftlich geschrieben. Und was die Ausstellung meiner Ansicht nach ziemlich disqualifiziert sind Rechtschreibung und Layout. Auf dem kleinen Bild links, finden sich gleich mehrere Fehler. Ein Tippfehler, ein falsches Wort, Blocksatz wäre auch schön gewesen. Zudem ist teilweise die Schrift, die über den historischen Dokumenten sitzt, schlecht zu lesen, Hervorhebungen sind nicht korrekt gesetzt, die Namen der präsentierten Autoren sind teilweise falsch geschrieben, selbst die Fußzeile mit Name der Ausstellung, den Unterstützerlogos und den Autorennamen gelang häufig nicht. Mal fehlt ein Logo, dann wieder die Autoren, dann ist da ein Zeilenumbruch zu viel. Gerade bei einer solchen Wanderausstellung, die ja einige Jahre und Stationen überdauern sollte, wäre es wirklich schön gewesen, wenn nochmal jemand drüber geschaut hätte – wenn sich im Verein niemand findet, hätte man bestimmt irgendwo für einen symbolischen Kasten Bier oder Ähnliches einen Germanistik-Studenten gefunden, der sich das nochmal anschaut.

Zur Ausstellung gibt es noch ein begleitendes Buch – auf das aber an keiner Stelle verwiesen wurde – in dem die dort präsentierten Daten nochmal etwas wissenschaftlicher aufgearbeitet wurden, es ist hier zu finden. Dieses Buch wie auch die Ausstellung wurden von Dr. Udo Engbring-Romang, einem Historiker ausgearbeitet, der sich schon lange Zeit mit Antiziganismusforschung auseinandersetzt.

Insgesamt ist diese Ausstellung – wenn ihr sie mal seht – einen kleinen Blick wert, man kann dort mal eine halbe Stunde zubringen. Erwartet aber bitte nicht zu viel wissenschaftliches Fundament davon und versucht, über die Fehler hinwegzusehen. Ob sie barrierefrei ist, hängt natürlich von der jeweiligen Location ab – eine Hörfassung gibt es jedoch nicht. Die Ausstellung wird vom Verein Sinti und Roma Hessen e.V. herausgegeben, sie ist auch dort auszuleihen. Wäre sie nicht so voller Fehler und würde sie es besser schaffen, ein positives Bild von Sinti und Roma zu zeichnen, würde ich sie auf jeden Fall mal für Schulen empfehlen, denn die Thematik der Sinti- und Romaverfolgung ist – so ja die Diagnose der Ausstellung – in jedem Fall im Schulunterricht unterrepräsentiert.

 

 

 

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