Die Stadtkirche gibt es bereits seit dem Jahr 1369. Gedacht war sie als Kirche in der Stadt, die im Herz der Stadt gelegen als evangelische Zentralkirche gedacht war. Baulich wurde sie immer wieder verändert, im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört, wiederaufgebaut und in den 1960er Jahren wieder in Betrieb genommen. Unter der Kirche befinden sich vier Gruften, darunter die Fürstengruft, welche als einzige noch öffentlich zugänglich ist. Sie enthält die Särge von 17 Grafen und Gräfinnen und Prinzen und Prinzessinnen von Hessen-Darmstadt und zwei Behälter für die Herzen von Georg und Philipp, beides Prinzen von Hessen. Der Kirchturm ist mit 63 Metern einer der höchsten Punkte Darmstadts und bietet somit einen weiten Blick über Darmstadt, bei gutem Wetter kann man hier sogar bis Frankfurt und Biblis gucken.
Die Stadtkirche liegt in der Nähe des Marktplatzes, des Schlosses und bei der Stadtbibliothek und da sie mitten in der Innenstadt liegt, liegt sie sehr zentral. Charakteristisch ist vor allem die Turmspitze, mit dem rot verputzten Turm, den hohen Fenstern im Turm und der grünen Spitze. Besonders schön ist das Netzmuster, welches sich an der Decke des Chorraumes befindet und im spätgotischen Stil ist. Dieses Muster blieb bei der Zerstörung durch den zweiten Weltkrieg fast vollständig erhalten.
Der Kultur hat sich die Stadtkirche aber genauso gewidmet. Beispielsweise finden im Frühjahr die Lyrischen Matinéen, im Herbst der Literarische Herbst und alle zwei Jahre (in den geraden Jahren) die Europäische Nachbarn-Passion statt, welche sich einem Nachbarland und dessen Literatur widmet. Außerdem gibt es viele Veranstaltungen und Konzerte zum Thema Jazz. Unten im Kirchenraum gibt es einige Regale; dort kann man Bücher, die man nicht mehr braucht hinbringen und gleichzeitig Bücher, die einen interessieren mitnehmen. Also eine Art offenen Bücherschrank in der Stadtkirche.
Mir gefällt dieses Konzept, dass die Gemeindemitglieder nicht nur zum Gottesdienst kommen, sondern auch andere Möglichkeiten haben, in ihrer Kirche Zeit zu verbringen. Für mich erfüllt eine Kirche damit ihren umfassenden Kulturbeitrag. Aber es geht ja nicht um das Konzept der Kirche, sondern um die Kirche als Ausflugsziel. Vor allem für Darmstädter und alle aus der Umgebung ist die Kirche auf jeden Fall mal einen Ausflug wert. Nicht nur die Veranstaltungen in der Kirche, sondern auch die Besichtigung des Turmes und der Gruft, die Architektur und der Bücherschrank unten sind es wert, dass man sie sich einmal näher ansieht. Leider sind Kirchturm und Fürstengruft nur an wenigen Tagen im Jahr öffentlich zugänglich, die Kirche ist aber dennoch einen Blick wert.
Teilweise sind die Veranstaltungen in der Kirche kostenlos, über die Preise für die anderen Veranstaltungen sollte man sich auf der Internetseite der Stadtkirche Darmstadt erkundigen. Da der Kirchturm nur über sehr viele Stufen (ich habe nicht gezählt, aber es sind wirklich viele) erklommen werden kann und man für 63 Meter Höhe einige Stufen zurücklegen muss, ist die Turmspitze mit dem Rollstuhl nicht zu erreichen. Das erste Treppenhaus ist eine sehr enge Wendeltreppe, bei der es schwierig ist, Gegenverkehr durchzulassen, und das Holzgerüst, das dann zur Aussichtsplattform führt, ist offen, sodass man durch die Stufen nach unten gucken kann, die Treppe ist recht steil und so sollte man es sich überlegen, wenn man nicht schwindelfrei ist, wenn man mit Kindern auf den Turm möchte oder nicht allzu gut zu Fuß ist.
Insgesamt kann ich den Besuch der Stadtkirche in Darmstadt aber nur empfehlen, denn der Blick von der Plattform auf dem Kirchturm ist wirklich toll und es lohnt sich auf jeden Fall ein Fernglas mitzubringen, denn es gibt wirklich viel zu entdecken – Darmstadt von oben.