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Staatstheater: Ännie

Ännie lief in der aktuellen Spielzeit 2017/18 im Staatstheater Darmstadt. Es sollte etwa 90 Minuten dauern und ist eine Romantik von Thomas Melle. In diesem Theaterstück geht es um Annemarie, die von ihren Freunden und Bekannten Anne oder Ännie genannt wird. Das Stück setzt ein, als Ännie seit zwei Jahren verschwunden ist. Ihre Zieheltern Herr und Frau Fassbender (gespielt von Hubert Schlemmer und bei unserer Vorstellung von Ute Fiedler) treffen sich in einer Bar mit Romy (Karin Klein), Ännies Mutter, außerdem mit Fred (Mathias Znidarec), Heike (Jana Zöll) und Hauke (Cornelius Schwalm) in der weiteren Handlung kommt Kathi (Anabel Möbius) hinzu. Die Charaktere streiten sich darüber, wer Ännie war und wieso sie verschwunden ist. Es kursieren Theorien darüber, dass sie entweder selbstständig verschwunden ist, weil sie Unruhe stiftete, außerdem wird darüber spekuliert ob Ännie Terroristin war, oder Waffen- oder Drogendealerin, oder ob sie Drogen konsumiert hatte. Abgesehen davon scheint das Stück über keinerlei weitere Handlung zu verfügen.

Das Stück ist, wie es beim Staatstheater Darmstadt üblich ist, sehr modern inszeniert. Nachdem ich die Beschreibung zum Stück las, dachte ich mir, dass es sich hierbei um ein Stück handelt, dass vielleicht in Richtung einer Kriminalgeschichte geht, oder dass es um die Reflexion der verschiedenen Charaktere geht, die immer wieder aufzeigen wie wenig man doch von anderen Menschen weiß. Schließlich ist sich niemand sicher, wer Ännie eigentlich war und warum sie verschwunden ist, man ist sich nicht mal über ihren Namen so wirklich einig. Heißt die junge Frau doch Annemarie, wird sie aber von allen entweder Ännie oder Anne genannt. Man hätte die Gelegenheit gehabt, das Stück in entsprechender Weise aufzuziehen. 7 Freunde und Bekannte von Ännie setzen sich zusammen und philosophieren über das Leben und die Gesellschaft, indem sie die Probleme der Gesellschaft an einem Individuum, der verschwundenen Ännie, reflektieren. Das wäre ein tolles Stück geworden, dass man mit modernen Elementen immer wieder aufpeppen hätte können. Stattdessen hat das Staatstheater die an der Glasknochenkrankheit erkrankten Jana Zöll in ein cooles, kleines Auto gesetzt, das sie aber leider nur in einer kurzen Zeit des Stücks fährt, ansonsten wird sie von ihrem Kumpanen Hauke herumgeschleppt. Inwiefern das für das Stück relevant ist, hat sich mir leider nicht erschlossen. Fred wandelt zwischen einem gutmütigen Ex-Polizisten, der Romy jede Geschichte auftischt und dem brutalen Schläger, der aus dem Polizeidienst ausschied. Hubert Schlemmer scheint jedem jungen Rock hinterherzujagen und kümmert sich dennoch oder gerade deswegen um die sich herumtreibende Ännie. Und so geht es mit den jeweiligen Charakteren weiter.

Ich habe einfach nicht verstanden für das es notwendig ist, Heike ihr Auto zu nehmen. Jana Zöll konnte sich darin in ihrer Rolle ziemlich gut fortbewegen, das hätte mir gut gefallen und es hätte gut zum Stück gepasst. Stattdessen schreien die Schauspieler durcheinander, verwüsten die Bühne und das Bühnenbild und füttern sich zum Ende hin gegenseitig mit verschiedenen Speisen. Ich empfand das Stück als zu unruhig, unschön und wenig künstlerisch. Natürlich hätte man bei einem modernen Stück damit rechnen können, aber ich habe es nicht und wurde gerade deshalb bitter enttäuscht, aber ich möchte jetzt dennoch noch ein paar lobende Worte über das Stück verlieren.

Ich mag Karin Klein als Romy. Sie hat die skurrile alternde Frau ziemlich gut porträtiert. Die Frau, die sich nach Liebe verzerrt und dennoch nur Abweisung und Einsamkeit erhält. Karin Klein hat ein besonderes Talent skurrile Charaktere darzustellen, die zu ihren normalen Fotos nicht zu passen scheinen. Ich schließe daraus ein besonderes schauspielerisches Talent. Ich empfinde Mathias Znidarec immer wieder als besonders tollen Schauspieler, und wie ich schon erwähnte, spielt er hier einen ziemlich zwiegespaltenen Charakter. Auch den anderen Schauspielern wurde wohl vieles von ihrem Talent abverlangt, um eine Rolle zu spielen, die so wenig ausgearbeitet scheinen und so wenig zur Handlung beitragen. Ich meine das so, dass hier kein normales Stück vorliegt mit keiner normalen Handlung und eben auch keinen zur Handlung beitragenden Charakteren.

Insgesamt ist Ännie, vom Staatstheater Darmstadt inszeniert, kein besonders tolles Stück, das ich nicht wirklich mochte und aus dem man sicherlich mehr hätte machen können, wenn man es anders inszeniert hätte. Schade drum, denn das Stück hatte durchaus Potenzial, das meiner Ansicht nach in weiten Teilen ungenutzt blieb.

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