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ULB: Das schöne Gebet

Nachdem nach der Sammlung von Ernst-Ludwig in den letzten Monaten keine Ausstellung mehr in der ULB war, ist es nun seit einger guten Woche wieder soweit: Im Untergeschloss der ULB gibt es täglich bis zum 05. Mai 2019 von 08:00 bis 20:00 Uhr wieder eine Ausstellung zu sehen – der Titel lautet dieses Mal „Das schöne Gebet“.

Ausgestellt werden Handschriften von Gebetsbüchern, um genau zu sein: Vier Handschriften. Neben dem Genfer und dem Brügger Stundenbuch war das Highlight der Ausstellung das Lochner Gebetbuch. Diese Handschrift aus dem 15. Jahrhundert wurde in der Werkstatt von Stefan Lochner, mutmaßlich nach seinen Anweisungen für eine reiche Kölner Familie gefertigt. Diese Handschrift ist in einem sehr guten Zustand und ist für so ein winziges Büchlein – ein Reclam-Heft ist größer – enorm (detail-)reich verziert und ist so ein wichtiges Zeugnis frühneuzeitlicher Buchkunst.

Stundenbücher waren Gebetsbücher für die Stundengebete der katholischen Kirche. Zwar für Laien gedacht, waren sie häufiger Luxusgegenstand für adlige und reiche Famlien, die sich eines für ihre Gebetszwecke anfertigen ließen. Beim Lochner Gebetbuch ist zwar nicht mehr nachvollziehbar, für welche Familie dieses Buch angefertigt wurde. Klar ist aber, dass es nur noch selten in der Öffentlichkeit gezeigt wird. Für Interessierte steht natürlich ein Digitalisat zur Verfügung (http://tudigit.ulb.tu-darmstadt.de/show/Hs-70), in der ULB war es jedoch zuletzt 1982 ausgestellt zu sehen.

Für alle Interessierte der Buchkunst ist diese Ausstellung auf jeden Fall einen Blick wert. Neben den vier ausgestellten Büchern gibt es wie immer rund ein halbes Dutzend Informationstafeln, die die Hintergründe der ausgestellten Exponate erläutern und zusätzliche Detailabbildungen liefern. Zwar sind dieses Mal verhältnismäßig wenig Exponate ausgestellt, was aber dazu führt, dass man sich mit ihnen eingehender beschäftigen und so auch stilistische Unterschiede in der Stundenbuchmalerei feststellen kann.

Selbstverständlich ist das kein abendfüllendes Programm. Auch mit dem Lesen aller Informationstafeln und eingehender Betrachtung der Exponate wird man nach gut einer halben Stunde diesen Gang abgeschritten haben. Es ist also eher mal für die Mittagspause oder die Wartezeit zwischen Veranstaltungen gedacht – lässt sich aber auch hervorragend mit einem Besuch des Kunstforums im Nachbargebäude oder dem Hessischen Landesmuseum, vielleicht 5min Fußweg entfernt, kombinieren. Für Rollstuhlfahrer ist die Ausstellung zugänglich, ggf. sind die Exponate aber ein wenig hoch angebracht.

Insgesamt können wir den Besuch absolut empfehlen und blicken dieses Mal auf eine wirklich spannende Austellung zurück – was aber auch daran liegen kann, dass mich verzierte Handschriften ohnehin faszinieren. Aber was für Exponate würde man in einer Bibliothek auch sonst erwarten?  

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