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Ausstellung: Meilensteine der Bibliotheksgeschichte

Über die kleinen Ausstellungen in der ULB, die man sich immer mal in einer Mittagspause ansehen kann, haben wir ja schon geschrieben. Da gab es im letzten Jahr bereits spannende Ausstellungen zu Geheimwissen im Fürstentum oder den fast vergessenen Schriftsteller Emmanuel Bove. Nun also – passend zum Jubiläum – Meilensteine der Bibliotheksgeschichte.

Doch fangen wir am Anfang an: Im Jahr 1567 starb Philipp I.  von Hessen. Weil er sich nicht für eine Thronfolge entscheiden konnte, wurde das Land Hessen viergeteilt. Georg I. erhielt die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und brachte sich eine kleine Büchersammlung mit in seine neue Residenz, das Residenzschloss Darmstadt (das er nebenbei noch zu einem Renaissanceschloss umzubauen begann). Ob man jetzt dieses Jahr oder das Jahr 1568, in dem die ersten Buchkäufe belegt sind, darf sicherlich diskutiert werden, die ULB feiert jedenfalls ihr Jubiläum schon in diesem Jahr. Neben einer Festschrift, einem Festakt, einer Ausstellung im Landesmuseum und einem Festkolloqium, feiert sich die Bibliothek eben auch mit einer kleinen Ausstellung im Keller, in der sie einige ihrer wertvollsten Stücke der Öffentlichkeit präsentiert.

Und so behandelt die Ausstellung auch folgerichtig verschiedene Punkte der Bibliotheksgeschichte – von dem Beginn unter Gregor I. über die Sammelleidenschaft Ludwig X., der diverse Privatbibliotheken erwarb und sie in den Bestand überführte, bis schließlich hin zur Ergänzung der Sammlung durch verschiedene Musikalien unter Ernst Ludwig, der auch selbst ein wenig komponierte und von dem auch Originalpartituren aufbewahrt werden. Die Ausstellung trägt den Untertitel ‚Ein Portrait der historischen Sammlungen der ULB‘ und so ist es nur nachvollziehbar, dass genau das der Schwerpunkt der Ausstellung ist, neben den bekannten Infotafeln mit Abbildungen werden die angesprochenen Stücke in Vitrinen gezeigt, teilweise aufgeschlagen auf einer zentralen Seite – die Verweise zwischen Infotafel und Vitrinen funktionieren jedoch sehr gut. Was ich noch schön gefunden hätte, wäre der Direktverweis auf die digitalisierten Fassungen – gerade mit QR-Codes könnte man das recht einfach realisieren, bei den entsprechenden Werken auf die Digitalen Sammlungen zu verweisen.

Die Infotafeln ergänzen die Ausstellung und reichern sie mit vielen Hintergrundinformationen an, ohne die man einfach nur hübsche, alte Bücher sehen würde, ohne ihre Bedeutung zu begreifen. Was mich noch ein bisschen gestört hat, war, dass die Geschichte nach 1900 überhaupt keine Rolle mehr gespielt hat, es endet mit den musikalischen Sammlungen Ernst Ludwigs. Gerade über den Meilenstein – im negativsten Sinne – der Brandnacht und den zugehörigen Restaurationsarbeiten, den Verlusten und der Zusammenlegung der beiden Hochschulbibliotheken und was mit dem Bestand in der Zeit passierte, hätte ich gerne noch mehr erfahren – vielleicht in einer der kommenden Ausstellungen?

Ansonsten gilt für diese Ausstellung dasselbe, wie für die anderen Ausstellungen in der ULB. Sie ist barrierefrei zugänglich, – ein Audioguide fehlt leider –  ist zwar in 30 Minuten zu schaffen, wer alles lesen und vielleicht etwas genauer betrachten möchte, plant sich aber besser eine Dreiviertelstunde ein. Und natürlich ist gerade diese Ausstellung lohnenswert für alle, die ein bisschen was über die (frühe) Geschichte der Bibliothek erfahren wollen oder die einfach mal alte Bücher – das älteste Exponat stammt aus dem 9. Jahrhundert – sehen möchten. 

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