Es gibt Gebäude und Orte, die sind unzertrennlich mit historischen Ereignissen verbunden. In Frankfurt ist die Paulskirche zweifelsohne einer dieser Orte. Unweit von Dom und Römer gelegen ist das Gebäude heute nur noch ein Veranstaltungssaal und historische Stätte, Gottesdienste werden nicht mehr abgehalten. Hier trat 1848 das erste gesamtdeutsche Parlament zusammen, um eine Verfassung für Deutschland auszuarbeiten. Doch fangen wir am Anfang an:
1789 war der Baubeginn für diese klassizistische Kirche, die eine mittelalterliche Kirche, die für die evangelische Gemeinde Frankfurts zu klein wurde, ersetzte. Über 40 Jahre später, 1833 wurde sie fertiggestellt und dann auch für immerhin 15 Jahre als Kirche genutzt. Ihr großer Saal und ihre moderne Bauweise machten sie zu einer der modernsten Kirchen reichsweit, wenngleich Goethe beispielsweise kritisierte, dass sie in einem zu engen Häuserensemble gebaut wurde, sodass ihr Glanz nicht richtig zum strahlen käme.
Diese moderne Bauweise führte dann dazu, dass die demokratische Bewegung sich für diesen Ort entschied. Die Gemeinde stellte die Kirche gerne zur Verfügung und so zog am 18. Mai 1848 die erste frei gewählte deutsche Nationalversammlung in die Paulskirche ein, um dort eine Verfassung zu erarbeiten, die sogenannte Paulskirchenverfassung, die durchaus das Potenzial gehabt hätte, einen demokratischen Staat auf deutschem Boden zu erschaffen – leider hat es diese Verfassung nie bis zur Implementierung geschafft.
Anschließend wurde die Kirche bis zum 12. März 1944 als Kirche genutzt. Wenige Tage später kam es bei der Bombadierung der Frankfurter Altstadt zur Zerstörung der Kirche. In nur wenigen Jahren Bauzeit wurde sie nach dem zweiten Weltkrieg in abgespeckter Form, also beispielsweise ohne Kuppeldach wiederaufgebaut, in den 80er-Jahren wurde dort erneut renoviert. Die heutige Gestalt der Kirche, die eigentlich nur noch für besondere Veranstaltungen genutzt wird, entspricht also nicht dem Zustand von vor 170 Jahren.
Dennoch lohnt sich der Besuch dieser Kirche. Abgesehen von den Veranstaltungen ist die Kirche werktags zwischen 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Im Erdgeschoss ist im Säulengang eine Dauerausstellung zum Paulskirchenparlament angebracht, im ersten Obergeschoss kann der beeindruckende Saal besichtigt werden, in dem heutzutage beispielsweise der Friedenspreis des deutchen Buchhandels verliehen wird. Gerade dieser Saal ist wirklich einen Bilck wert. Sich zu überlegen, dass hier mal das erste deutsche Parlament getagt hat, ist ein sehr erhebendes Gefühl. Trotzdem wir während des Museumsuferfestes in der Paulskirche waren, war dort relativ wenig los, wir hatten den Saal zeitweise komplett für uns, wie auch auf den Bildern deutlich wird. Ob dort an ‚normalen‘ Tagen mehr los ist, kann ich allerdings gar nicht einschätzen.
Kurzum: Wenn ihr mal in Frankfurt seid, schaut euch diese historische Stätte auf jeden Fall an. Sie ist, wie gesagt, nur einen Katzensprung vom Römer entfernt, der Eintritt ist frei und soweit ich das erinnere, ist zumindest das Erdgeschoss (vermutlich aber auch der Saal) barrierefrei zugänglich. Es lohnt sich definitiv, sich dort mal ein halbes Stündchen bis Stündchen umzuschauen – je nach dem, wie aufmerksam ihr euch die Ausstellung anseht.