Suche
Suche Menü

SGF 2017: Poetry Slam

Bei einem Poetry Slam stellen mehrere Lyriker ihre selbst geschriebenen Gedichte auf einer Bühne vor. Das beste Gedicht wird durch Klatschen, Trampeln, Pfeifen oder stilles Klatschen des Publikums ermittelt. Außerdem gibt es einen Moderator, der die Künstler kurz ansagt und dann die Begeisterung des Publikums anhand des Applauses bemisst. Meiner Erfahrung nach ist eine Möglichkeit einen Poetry Slam zu gestalten, dass man mehrere Künstler in zweier Duellen gegeneinander antreten lässt und dann in der nächsten Runde die jeweiligen Gewinner gegeneinander antreten und ein neues Gedicht vortragen. Oftmals werden wohl die Gedichte extra für den jeweiligen Poetry Slam geschrieben, sodass diese meistens nur einmal aufgeführt werden. Weiterhin gibt es Regeln, an die man sich manchmal strenger, manchmal weniger streng zu halten hat.

Auf dem Poetry Slam auf dem Schlossgrabenfest 2017 traten sechs Künstler auf. Die Regeln bei diesem Slam waren, dass jeweils zwei Künstler gegeneinander antraten und jeweils sechs Minuten sprechen durften, dann wird der Künstler gestoppt oder muss fertig sein. Die drei Besten kommen ins Finale, wo sie ein neues Gedicht vortrugen und dann ein Gewinner gewählt wurde. Der Eintritt für den Slam auf dem Schlossgrabenfest war übrigens frei, da das Festival ja auch keinen Eintritt gekostet hat, andere Slams kosten wiederum Eintritt.

Im ersten Duell trat Justin gegen Barbara (ich habe mir leider immer nur die Vornamen aufgeschrieben) an. Justin begann mit seinem Gedicht Frühlingsgefühle, in welchem es um eine sehr negative Weltsicht auf den Frühling ging. Barbara konterte mit dem Gedicht Homophobie ist heilbar, welches eher nachdenklich stimmte und das Publikum mit einbezog. Allgemein gilt, dass einige Künstler bei ihren Werken das Publikum miteinbeziehen, indem dieses an bestimmten Stellen ein vorher abgemachtes Wort oder einen Satz an den Künstler zurückgibt, sodass eine Art künstliches Zwiegespräch entsteht. Im zweiten Duell traten Martin und Nils gegeneinander an. Martin konnte mit seinem Gedicht, das ich einfach mal Melanie genannt habe, weil das passend schien und ich nicht mehr genau wusste, wie er es genannt hat, Melanie leider nicht den Sieg davontragen. Nils gewann mit seinem negativen Gedicht Vorstellungsrunde. Im dritten Duell traten Raban (ich hoffe, man schreibt ihn wirklich so) gegen Julia gegeneinander an. Raban begann mit seinem Gedicht Christian, in welchem es um die Freundschaft von ihm und Christian geht und wie man damit umgeht, wenn sich Freunde weiterentwickeln, wobei auch sein Gedicht sehr negativ war. Julias Gedicht hieß – glaube ich – Ich hasse alle Menschen, dabei ging es aber eher um Gefühle als um eine gänzlich negative Sicht auf die Welt. Im Finale traten dann Barbara mit ihrem Gedicht Europa, Nils mit seinem Gedicht Bauarbeiter und Julia mit ihrem Gedicht Ich bin froh, dass du da bist an. Nils, als Gewinner des Poetry Slams, brachte als Zugabe sein Gedicht Plan zur Rettung der Menschheit.

Natürlich könnte ich hier noch darüber schreiben, warum mir manche Gedicht besser gefallen haben als andere, aber das will ich nicht. Was ich hingegen möchte ist, zu zeigen, was ich gelernt habe. Gedichte müssen sich nicht reimen, außerdem müssen sie nicht gerade die schönsten Themen behandeln, dürfen im Gegenteil noch positive Titel ins Gegenteil verkehren, indem der Interpret mit den Erwartungen bricht. Weiterhin ist es egal, wie gut ein Gedicht ist, wenn es nicht die Billigung des Publikums erhält, gewinnt es nicht. Positiv werden meistens negative Gedichte, politische Themen oder Gedichte über Gefühle haben es eher schwer und müssen wirklich gut gemacht sein und vielleicht auch von den richtigen Menschen vorgetragen werden, denn schließlich kommt es bei einem Bühnenauftritt nicht nur auf das Gedicht an, sondern auch auf den Menschen, der vorne steht. Die Struktur von solchen Zweierduellen kann dazu führen, dass ein weniger toller Künstler weiterkommt, weil beide Duellanten eher schwach waren und dafür ein anderer guter Künstler nicht weiterkommt, weil sein Kontrahent ein kleines bisschen besser war.

Insgesamt kann man aber sagen, dass man sich einen Poetry Slam ruhig mal ansehen kann und dass man vor allem als Literaturinteressierter aber auch, wenn man einfach nur neugierig ist, viel Spaß dabei haben kann. Auch wenn der Moderator nicht unbedingt der agilste war und sicherlich nicht jeder Text immer umwerfend war, legte der Slam auf dem Schlossgrabenfest ein gutes Niveau vor und gerade angesichts des freien Eintritts und des günstigen Zeitpunktes am späten Sonntagnachmittag, gibt es eigentlich kaum einen Grund, sich diese Veranstaltung nicht anzusehen – ob man jetzt noch schonmal bei einem Poetry Slam war oder nicht, lohnenswert ist es auf alle Fälle.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.