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Staatstheater: Die Dreigroschenoper

Die Dreigroschenoper gehört wohl zu den bekanntesten Stücken von Berthold Brecht. Weniger bekannt ist, dass das Stück auf eine englische Vorlage zurückgeht, nämlich auf die „Beggar’s Opera“ von John Gay und Johann Pepusch aus dem Jahr 1728, also eine Bearbeitung eines rund 200 Jahre alten Stoffes ist. Allerdings entfernte sich Brecht recht weit von der Vorlage. 

Die Handlung ist vermutlich hinlänglich bekannt. Alles dreht sich um den Kampf zwischen Peachum, dem Vorsitzenden der ‚Bettlerinnung‘ – die eher einer Mafia gleicht – und Mackie Messer, einem Verbrecher mit guten Kontakten zum Londoner Polizeichef Brown. Mackie heiratet Peachums Tochter und Brown teilt ihm kurz darauf mit, dass er ihm den Rücken nicht mehr freihalten kann, so beschließt er unterzutauchen, besucht aber noch seine wöchentliche ‚Bekanntschaft‘, die ihn verraten hat. Schließlich taucht noch eine weitere Affäre auf, die ihn zwar aus dem Gefängnis holt, aber auch nicht mehr bei ihm sein möchte. Peachum verlangt erneut die Festnahme, Jenny verrät ihn erneut und Mackie landet schließlich am Galgen – zumindest steht er schon dort.

Ich hatte vor dem Besuch ein bisschen Angst, dass das Stück viel zu modern inszeniert wird. Das Staatstheater hat ja durchaus die Angewohnheit, klassische Stücke teilweise bis zur Unkenntlichkeit zu modernisieren. Das hat gelegentlich seinen Reiz, wird aber dann etwas ermüdend, wenn es bei nahezu jedem Stück passiert. Hier scheinen die Erben Brechts jedoch eine ‚werktreue Inszenierung‘ erwirkt zu haben, wenngleich das ein bisschen der Idee des epischen Theaters widerspricht. Kurzum: Es war modern inszeniert, aber nicht übermäßig. Ich hätte mir ein bisschen mehr überzogenen Prunk (‚so prachtvoll, wie nur Bettler sie erträumen können‘) gewünscht, denn es war alles etwas reduziert inszeniert. Das Bühnenbild war sehr einfach, es wurde viel mit großen Buchstaben gearbeitet und ansonsten kamen auch recht wenige Bühneneffekte zum Einsatz – letzten Endes hing es dann alles von den Schauspielern ab.

Die haben hingegen einen ziemlich guten Job gemacht. Das Intro, die Moritat von Mackie Messer, hat mich ein wenig enttäuscht, sie war mehr gesprochen als gesungen, was mir weniger gefiel, aber ansonsten war sowohl gesanglich als auch schauspielerisch nichts gegen das Ensemble zu sagen. Dass ich die Inszenierung etwas zu minimal fand, war auch im Ensemble zu sehen, man hätte natürlich die Szenen draußen mit etwas Leben füllen können, so konzentrierte sich die Handlung auf die Kerndarsteller. Es gelang ihnen gut, die Geschichte zu erzählen und tatsächlich war auch hier und da eine moderne Anlehnung spürbar, insgesamt kann man aber durchaus noch von einer ‚werktreuen‘ Inszenierung – ich bin sicher, dass stand im Vertrag des Staatstheaters mit Suhrkamp – sprechen.

Wer also gerne mal die Dreigroschenoper erleben möchte und auf den Prunk verzichten kann, ist im Staatstheater gut aufgehoben. Ob man bei 55€ für die Plätze erster Kategorie davon sprechen kann, dass ‚Bettler sie bezahlen‘ können, würde ich mal in den Raum stellen, aber generell sind die Preise durchaus fair. Es ist also eine gute Gelegenheit, sich den Klassiker mal anzuschauen.

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