Der Wetzlarer Dom oder Dom unserer Lieben Frau stammt vermutlich aus dem 9. oder 10. Jahrhundert nach Christus und ist früher Stiftskirche gewesen. Der Dom wird heute von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt und ist somit Simultankirche und eine der ältesten gemeinsam genutzten Kirchen. Eigentlich ist der Wetzlarer Dom kein richtiger Dom, denn in Wetzlar hat nie ein Bischof residiert, dennoch setzte sich die Bezeichnung Dom für den Sakralbau durch.
In den Jahrhunderten nach der Errichtung des Doms wurde dieser mehrfach um- und ausgebaut. Um 1230 wurde der heutige Dom gebaut. Auch wurde der Bau hier um die Stephanuskapelle, die Muttergotteskapelle und die Nikolauskapelle ergänzt, wobei die genauen Änderungen und Pläne schwierig nachzuvollziehen sind. Klar ist eines: Der Dom sollte umgebaut werden und wurde in dem Maße in welchem er umgebaut wurde auch abgerissen. Deshalb konnte der Dom zwar immer genutzt werden – wenn auch manchmal nur teilweise – doch das Problem liegt auf der Hand: Sobald man sich nicht mehr einig ist, wer für die Finanzierung verantwortlich ist, gerät der Bau ins Stocken. So kam es dann auch. Stadt und Kirche konnten sich am Ende des 14. Jahrhunderts nicht einigen wer den Bau weiterfinanzierte, da Wetzlar damals in eine Wirtschaftskrise rutschte und somit kein Geld mehr für den Bau zur Verfügung stand. Das hatte zur Folge, dass etwa jede Stilrichtung im Wetzlarer Dom zu finden ist, darunter die Spätromantik, der Barock und die Gotik.
Genau aus diesen Gründen und weil im Laufe der Zeit viele verschiedene Materialien verwendet wurden, sieht der Wetzlarer Dom aus wie ein buntes Sammelsurium und wirkt von allen Seiten immer wieder ganz anders. Das führt für mich auch dazu, dass ich einfach nicht sagen konnte wo hinten und vorne des Doms ist und man hat auch nicht so einen ruhigen Mittelpunkt, der Dom wirkt unruhig und unstet. Normalerweise ist ein Dom in meiner Vorstellung eine große Kirche mit zwei statt einem Turm. Aber so sieht der Wetzlarer Dom nicht aus und ist damit etwas ganz Besonderes. Auch die Tatsache, dass die Wetzlarer den Dom nicht nur als katholische Kirche, sondern eben auch als evangelische Kirche nutzen, ist etwas ganz besonderes und bedeutet gelebte Ökumene, was ich persönlich immer besonders toll finde. Wie in vielen Kirchen finden auch im Dom regelmäßig Konzerte und Opernaufführungen statt, die aufgrund dieser ganz besonderen Atmosphäre immer eine Besonderheit sind.
Der Dom ist auch von außen beeindruckend und kann im Prinzip einmal umgangen werden. Man hat zumindest gefühlt jeden Meter etwas Neues zu entdecken. Und so ist der Wetzlarer Dom aufgrund der vielen Baustile etwas Besonderes und sollte bei keinem Wetzlarbesuch fehlen – zumal er zentral in der durchaus sehenswerten Altstadt liegt.
Der Wetzlarer Dom ist barrierefrei und kann auch von Innen besichtigt werden. Im Sommer grundsätzlich zwischen 9 bis 19 Uhr, im Winter zumindest von 10:00 bis 16:30 – mit Ausnahme der beiden Gottesdienste am Sonntagvormittag. Er ist ziemlich verwinkelt und man sollte sich ein bisschen Zeit nehmen um alles zu bewundern und vor allem wenn man auf Sakralbauten steht, hat man dort wirklich einiges zu entdecken; auch wenn es kein normaler Dom ist.
Mich hat der Dom in Wetzlar wirklich beeindruckt, auch wenn ich er kein ästhetisches, typisches Bauwerk ist, bietet er doch jedem Architekturstudierenden einen Test in den diversen Baustilen und so kann er auch darüber hinaus mit seiner imposanten Erscheinung seine Besucher beeindrucken.