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Staatstheater: Faust (Gounod-Oper)

In der Spielzeit 16/17 gibt es im Staatstheater Faust gleich im Doppelpack zu sehen, einmal führt das Schauspiel eine Inszenierung des ersten Teils auf und die Oper produziert eine vom Intendanten konzipierte und in Berlin zuerst aufgeführte Inszenierung der Gounod-Oper. Und die haben wir uns angesehen.

Also nochmal langsam. Karsten Wiegand, Intendant des Staatstheaters, hat in seiner Zeit vor Darmstadt, als er Regisseur an der Berliner Staatsoper war, die Opernadaption von Faust inszeniert. Und diese Inszenierung hat er jetzt für Darmstadt adaptiert. Zuvor erhielt er für seine Schauspielinszenierung von Faust bereits einen Theaterpreis.

Die Oper selbst ist im Jahr 1859 uraufgeführt worden, bezeichnenderweise war die deutsche Erstaufführung zwei Jahre später in Darmstadt. Sie ist von Charles Gounod komponiert worden, was auch gleichzeitig sein größter Erfolg war – er wurde dafür sogar vom Großherzog von Hessen ausgezeichnet und Gounod selbst besuchte einige Tage zuvor die oben beschriebene Aufführung. Die Oper wurde über 3000 mal in Paris gespielt und das heutzutage möglicherweise bekannteste Opernhaus, die Metropolitan Opera in New York, wurde 1883 mit der Aufführung dieser Oper eröffnet.

Leider erwischten wir nicht gerade einen guten Termin, denn gerade bei unserem Besuch war die Videotechnik im Haus ausgefallen. Das führte – abgesehen davon, dass die Übertitel bei der ersten Szene ausfielen, dazu, dass der zweite Akt etwas minimalistischer gespielt wurde, als geplant – eigentlich hätten dort noch Projektionen das Geschehen untermalen sollen.

Der Inszenierung tat dies jedoch keinen Abbruch. Wie so oft in Darmstadt wird die Oper ziemlich minimal inszeniert. Das heißt, es gibt tendenziell eher kleiner angelegte Szenen, das Bühnenbild ist zurückhaltend und gibt nur einen groben Raum vor, die Interaktionsmöglichkeiten auf der Bühne sind insgesamt eher beschränkt, das szenische Spielen steht im Hintergrund. Ich mag es eher etwas größer und schauspielerischer inszeniert, verstehe aber die zugrunde liegende Idee und fand die Inszenierung grundsätzlich sehr gelungen.

Es schadet generell nichts, die Handlung schon zu kennen, die Oper ist nämlich in ihrer aktuellen Form durchkomponiert, Sprechtexte gibt es keine, alles wird in orchestrierten Rezitativen erzählt. Für mich war es etwas befremdlich, diesen Stoff in französischer Sprache präsentiert zu bekommen, aber in jedem Fall eine Bereicherung und einen Besuch wert. Die Darsteller waren allesamt tadellos, besonders positiv stach Jana Baumeister als Siebel, Bruder von Gretchen, heraus. Lediglich der Chor wirkte etwas schwach auf der Brust. Erinnert man sich an den sehr großen und starken Chor, den das Theater bei Boris Godunow auf die Bühne stellte, war der Chor hier etwas enttäuschend. Die Bewegungen liefen nicht synchron und der Gesang war schlichtweg zu leise und zu wenig kraftvoll, sodass die großen Szenen etwas verpufften.

Insgesamt war Faust nicht die beste Oper, die wir bisher gesehen haben, auch wenn es die erste französische Oper war. Es ist keine der ganz großen Titel, die man in seinem Leben mal gesehen haben könnte, aber – vom Chor abgesehen – eine sehr schöne und sehenswerte Inszenierung – gerade im Doppelpack mit dem Schauspiel (dieses Paket gibt es sogar noch rabattiert zu sehen) bietet es einen schönen Überblick über die Rezeptionsgeschichte Fausts – und Opernfreunde dürfen sich auf eine seltene Darbietung einer französischen Oper freuen.

Das Stück läuft noch im Mai und Juni 2017, möglichweise wird es in der kommenden Spielzeit wiederaufgenommen. Karten gibt es zwischen 10,50€ und 54,50 – zahlreiche Rabatte sind möglich, Studenten der Darmstädter Universitäten haben die Möglichkeit, kostenlos ins Theater zu gehen.

 

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