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Theater: Ein Dorf verschwindet

Im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach finden seit einigen Jahren in unregelmäßigen Abständen Theateraufführungen statt. In dieser Spielzeit, noch bis September läuft das Stück „Ein Dorf verschwindet“, ein mutmaßlich selbstgeschriebenes Stück über den Plan eines Dorfes, sich einfach aus dem Staub zu machen, ehe man in den Krieg nach Amerika geschickt wird.

In der traumhaften Kulisse eines alten Fachwerk-Dorfplatzes wird die Geschichte erzählt, wie ein Dorf in Hessen-Kassel, das schon am Rande der Existenz dahindarbt, immer weiter ausgepresst werden soll. Das Elend der Leute ist schon jetzt kaum noch auszuhalten, der einzige Lichtblick ist, dass es demnächst eine Hochzeit eines Jünglings mit der Tochter des Wirtes geben soll. Doch diese Freude wird jäh getrübt, als herauskommt, dass jener Jüngling sich am Abend zuvor von herumziehenden Werbern hat für den Krieg anwerben lassen. Seine Verlobte und der Wirt sind stocksauer auf ihn. Schließlich erreicht ein Brief den Dorfrat, dass die Abgaben zu erhöhen und mehr Leute für den Krieg zu gewinnen sind – und als noch am selben Tag die englischen Werber selbst vorbeikommen, um die Kinder zu mustern und den Jüngling mitzunehmen, wird es den Dorfbewohnern zu viel. Sie beschließen, ihr Dorf zu verlassen um ihr Glück im Osten zu suchen, frei von der Bedrohung des Krieges, denn bei den hohen Abgaben hält sie hier im Dorfe ohnehin nichts mehr am Leben, die meisten Männer sind schon lange weg und ehe noch mehr verschwinden – lieber suchen sie ihr Heil in der Flucht.

Das Stück dauert eine knappe Stunde und besteht aus einer raschen Abfolge von Einzelszenen, bei denen die Hintergründe den Zuschauern erzählt werden, sie sind als Publikum eines Trauergottesdienstes somit in die Handlung eingebunden. Die Amateure spielen mit sichtlichem Spaß, die Handlung braucht zwar einige Szenen, um richtig anzulaufen, funktioniert dann aber ziemlich gut und ist stringent und nachvollziehbar erzählt. Die Darsteller spielen ihre Rollen passgenau, man hat das Gefühl, die Rollen sind auf die Schauspieler zugeschnitten – was ja bei solchen selbstgeschriebenen Stücken durchaus denkbar ist und die Schauspieler machen ihre Sache ziemlich gut. Sie spielen unverstärkt vor einer durchaus ordentlichen Fläche und natürlich kann es vorkommen, dass man gerade Pech hat, weil der Darsteller gerade direkt in die andere Richtung spricht, aber das ist höchstens mal bei einzelnen Sätzen der Fall, im Großen und Ganzen sind die Darsteller auch sehr gut verständlich. Die detailreichen und liebevoll gestalteten Kostüme und die grandiose Kulisse – nämlich mit authentischen Gebäuden und einem authentisch rekonstruierten Dorfplatz – sind natürlich unbezahlbar.

Bezahlbar im Gegensatz dazu ist der Eintritt, denn das Theaterstück kostet keinen Aufpreis, ist sozusagen im Eintritt des Hessenparks (8€ für Erwachsene und 2,50€ für Schüler/Studenten, etc.) enthalten. An den Vorstellungstagen gibt es üblicherweise zwei Vorstellungen um 13 und um 15 Uhr, und man hat vorher oder nachher noch komfortabel Zeit, sich einige andere Attraktionen des Hessenparks anzuschauen oder noch einen Kaffee trinken zu gehen.

Ob sich der Besuch des Hessenparks alleine für das Stück lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Ich würde es sinnvollerweise mit einem Besuch eines Parkteils kombinieren – zu den weiteren Attraktionen des Parks später an dieser Stelle mehr – so wie wir es auch gemacht haben. Völlig barrierefrei ist der Park leider nicht – Kopfsteinpflaster lässt grüßen, aber es gibt Möglichkeiten, sich auch mit dem Rollstuhl das Theaterstück anzuschauen. Einige Sitzplätze gibt es vor Ort, wer erst recht knapp zum Dorfplatz (in der Baugruppe Mittelhessen kommt), muss wohl mit einem Stehplatz vorliebnehmen.

Die nächsten Spieltermine für dieses Stück sind der 15. und 18. Juni, der 27. August, sowie der 10. und 17. September – wenn ihr euch das Stück also nicht entgehen lassen wollt, plant euch diese Tage schon mal ein. Wir können den Theaterbesuch dort – und auch den Hessenpark als solchen – vorbehaltlos empfehlen.

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